Resolution der UBR an alle Mitglieder von Kreistag und Kreisausschuss des Landkreises Hersfeld-Rotenburg, welche am 10.09.2020 von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet wurde.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben gravierende und für Jahrzehnte richtungweisende Entscheidungen im Bereich der Kliniken zu treffen bzw. bereits getroffen. Harte Sparmaßnahmen stehen an und alles steht auf dem Prüfstand. So Geschäftsführer Rolf Weigel am 25.7.20 in der HNA.
Tatsächlich aber hat die Klinikleitung durch einschränkende Vorgaben eine unvoreingenommene Prüfung aller Alternativen verhindert. Jetzt wissen wir, welcher Bereich zu den angeblich unverhandelbaren zählte. Schon mit der Beauftragung des Gutachters war das Schicksal des HKZ in Rotenburg besiegelt, denn die Verlegung der Herzchirurgie nach Bad Hersfeld war offensichtlich die Vorgabe, die die Klinikleitung dem Gutachter für sein 200 000 € teures Gutachten machte. Geliefert wie bestellt.
Was vom Gutachter vorgelegt wurde, kennen wir noch nicht, wird aber von den Verantwortlichen unisono als alternativlos bezeichnet. Mit der Übernahme des HKZ 2016 wurden die finanziellen Schwierigkeiten des Klinikums nicht geringer, wie erhofft, sondern größer.
Wo sind eigentlich die zig Millionen Eigenmittel und Zuschüsse vom Land geblieben, die ins HKZ investiert werden sollten?
Insgesamt musste der Landkreis einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag aufwenden, um Defizite abzudecken und das Klinikum über Wasser zu halten. Dass dies auf Dauer nicht sein kann, ist selbstverständlich.
Doch das jetzt favorisierte Konzept ist nicht alternativlos. Es gibt zumindest zwei Alternativen, die nicht geprüft wurden.
Erstens den Vorschlag der KKH-Leitung, eine neue Herzklinik auf dem Gelände des früheren Altenheims, das dem Kreis gehört, zu bauen und in Kooperation mit dem Kreiskrankenhaus und der Reha im bisherigen HKZ zu betreiben. Dort müsste dann saniert und die versprochenen Abteilungen wie Psychiatrie und weitere auch tatsächlich hin verlagert werden. Warum soll in Bad Hersfeld in großem Umfang neu gebaut werden, wenn in Rotenburg dadurch Leerstand entsteht? Die Nutzung vorhandener Grundstücke und Gebäude, selbst wenn einige Sanierungsbedarf haben, dürfte kostengünstiger sein.
Die zweite Variante, das HKZ wieder auszugliedern und zu verkaufen, wahrscheinlich mit Verlust, wurde ebenfalls nicht untersucht. Dabei spräche vieles für eine solche Lösung.
- Ein auch geringerer Verkaufserlös könnte die dafür aufgenommenen Schulden stark verringern.
- Eventuelle Defizite des HKZ würden den Landkreis nicht mehr belasten.
- Eine neue Herzchirurgie mit Millionen in Bad Hersfeld neu zu bauen, wäre überflüssig.
- Rotenburg könnte das HKZ und damit die meisten Arbeitsplätze behalten und sichern.
- Die Abwicklung der Maßnahme würde keine 4 Jahre dauern, sondern etwa 1 Jahr, was zusätzliche Kosten und Defizite vermeiden würde.
- Auf dem Hausberg in Rotenburg entstünde keine zweite Ruine.
- Diese würde auch den dortigen Hotels schweren Schaden zufügen.
- Ob dann Hängebrücke und andere touristische Planungen verwirklicht werden könnten, wäre fraglich.
- Die Verlegung der Herzchirurgie nach Bad Hersfeld würde Rotenburg in seiner Entwicklung um Jahrzehnte zurückwerfen zugunsten eines sehr zweifelhaften Erfolgs für das Klinikum Hersfeld.
Man kann die Herzchirurgie vom HKZ verlegen, jedoch nicht das Ansehen und die Reputation, die sich diese Einrichtung im Laufe der letzten 50 Jahre erworben hat.
Bad Hersfeld hat keinen Anspruch auf die Herzchirurgie. Sie mit aller Gewalt bekommen zu wollen, wäre purer Egoismus auf Kosten des nördlichen Kreisteil.
Wir appellieren an Ihre Vernunft und an die notwendige Solidarität in unserem Landkreis, auch die oben vorgeschlagenen Alternativen vor einer endgültigen Entscheidung zu prüfen und auch die negativen Konsequenzen für die zweitgrößte Stadt im Landkreis zu berücksichtigen. Niemand soll später sagen dürfen, die Entscheidungsträger hätten nach dem Motto eines Donald Trump gehandelt und sich für „Bad Hersfeld first“ entschieden.