Rede zum Masterplan Energie für ZuBRA
Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren, um nicht missverstanden zu werden, muss ich einige Bemerkungen vorweg schicken:
Wir stehen weiter zu den von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen und in Planung befindlichen Windkraftanlagen, denn wir brauchen dringend das Geld. Auch wir sind für das geordnete Abschalten der Atommeiler, müssen jedoch zur Kenntnis nehmen, dass wir derzeit noch nicht ohne die AKW’s auskommen und in Spitzenlastzeiten aus dem Ausland Atomstrom zukaufen müssen.
Selbstverständlich sind wir genau wie Sie alle für den Ausbau der erneuerbaren Energien, halten jedoch die derzeitig geübte Praxis eines unkontrollierten und ungebremsten Ausbaus dank der politisch gewollten jahrzehntelangen Übersubventionierung für einen Irrweg, solange es nicht möglich ist, elektrische Energie in großem Stil und wirtschaftlich vertretbar zu speichern.
Zugegeben, die Einführung der neuen Technologien hätte ganz ohne Subventionierung niemals erfolgreich begonnen werden können, da Investoren – auch Privatleute – Planungssicherheit haben müssen. Und damals konnte der Strom aus erneuerbaren Energien nicht mit dem billigen Strom aus Atom- und Kohlekraftwerken konkurrieren. Das wissen wir auch.
Aber muss denn unbedingt der kleine Mann die ganze Zeche zahlen?
Strom aus Photovoltaik wird überwiegend im Sommer und bei Sonnenschein erzeugt, also dann, wenn der Strombedarf niedrig ist. Windräder liefern nur dann Strom, wenn der Wind ordentlich weht, also auch nicht immer. Oft aber auch nachts, wenn wir schlafen und der Strombedarf gering ist. Hier macht uns die Natur Vorgaben, die wir nicht beeinflussen können. Biogasanlagen sind zwar wetterunabhängiger, aber nicht ganz von dem jahreszeitlichen Biomasseangebot. Einzig Dampfkraftwerke auf Holzhackschnitzelbasis können ständig betrieben werden, liefern aber leider nur wenig Strom (Wärme 60%, Strom 15%).
Das bedeutet, dass der Strom aus erneuerbaren Energien meist dann in Hülle und Fülle erzeugt werden kann, wenn der Bedarf eher gering ist, aber dann, wenn er in Spitzenlastzeiten bei Arbeitsbeginn der Betriebe, morgens und abends im Winter oder trüben Tagen usw. gebraucht wird, zu wenig vorhanden ist. Das führt dazu, dass Deutschland zu viel erzeugten Strom verschenkt – manchmal noch dafür bezahlt, dass er abgenommen wird – jedoch Stunden später teuren Atomstrom aus dem Ausland zukaufen muss, um die Versorgung aufrecht zu erhalten. Firmen, die bei Arbeitsbeginn mehr als die anvisierte vereinbarte Strommenge verbrauchen, müssen empfindliche Strafen zahlen.
Dumm ist nur, dass der verschenkte Strom den Erzeugern nach dem EEG bezahlt werden muss und zwar von den Privatkunden und Teilen des Mittelstands. Die Industrie und energieabhängige Bereiche hat der Gesetzgeber nicht nur davon verschont, sondern deren Anteil auch noch dem Verbraucher aufgebürdet. Für die Akzeptanz des EEG in der Bevölkerung ist dies überaus schädlich. Die Bürger haben kein Verständnis dafür, dass immer mehr Anlagen gebaut werden und in Betrieb gehen, die Strom erzeugen, der nur z.T. gebraucht wird, aber voll bezahlt werden muss, so dass ein irrsinniger Automatismus eintritt, nämlich: Obwohl der Strom an der Strombörse billiger wird, sagt die Stromrechnung das Gegenteil aus, der Strom wird teurer.
Und noch etwas: Gestern stand in der HNA, dass im März eine fast vierstündige Sonnenfinsternis stattfindet. Man ist dabei Vorbereitungen zu treffen und betrachtet dies als Testfall. Was ist aber, wenn z.B. ein großer Vulkan ausbricht und mit kilometerhohen Aschewolken die Sonne tage- oder gar wochenlang verdunkelt? Dies ist auch ein Szenario, das mal eintreten kann. Unser oberstes Ziel muss sein:
Energie muss bezahlbar bleiben, besonders für den kleinen Mann!
Dieses Ziel wird durch die Politik total verfehlt. Zubra ist keine Insel, die Politik wird national und global in Berlin, Brüssel, von den Lobbyisten der Industrien und den Managern der Anlagefonds gemacht. Und in Berlin werden teilweise die eigenen Ziele konterkariert, weil Klimaschutz und Arbeitsplätze oft nicht unter einen Hut zu bringen sind.
Wer Geld zum Investieren in Photovoltaik oder Windräder hat, kann in Zeiten mickrigster Zinsen gute Renditen erwirtschaften, allerdings auf Kosten der Stromkunden, die sich nicht wehren können. Eine Wertschöpfungskette aus der Tasche des kleinen Mannes. Ein typisches Beispiel der heutigen Umverteilungsmechanismen von unten nach oben.
Um die Lastspitzen abzudecken, werden neue Dreckschleudern – Braunkohlekraftwerke – gebaut, die die angestrebte CO2-Bilanz kaputt machen. Vornehmlich geschieht das in NRW und Brandenburg. Und um den Strom abzutransportieren, will man dann noch außer der Süd-Link Trasse zwei weitere Trassen aus den Braunkohlerevieren bauen.
Da man die Kohlekraftwerke nicht einfach abschalten kann, wird auch zu Zeiten geringen Strombedarfs die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien blockiert, d.h. Der Verbraucher zahlt den Braunkohlestrom und zusätzlich den sauberen Strom, der gar nicht benötigt wird. Gaskraftwerke, die gezielt angefahren und abgeschaltet werden können, lohnen sich nicht mehr für die wenigen Stunden, die man sie brauchen würde. Vor kurzem war im Fernsehen zu sehen, dass ein funkelnagelneues Gaskraftwerk erst gar nicht in Betrieb geht, weil es nicht rentabel wäre. Würde es statt eines Kohlekraftwerks mehr mit zur Erzeugung der Grundversorgung eingesetzt, wäre das anders.
Wir sollten uns in ZuBRA nicht dazu verleiten lassen, immer mehr EEG-Strom zu produzieren, der dann oft nicht genutzt werden kann und so die Stromrechnung ansteigen lässt, sondern vielmehr auf die Dinge konzentrieren, die diesen Teufelskreis durchbrechen. Hierfür gibt der Master-Plan auch Anregungen.
Wir sollten zunächst einmal der Effizienzsteigerung und den Einsparungen von Strom und Wärme den Vorrang geben. Sodann kommen Möglichkeiten dezentraler Wärme- und Stromerzeugung, die sinnvoll sind, in Frage wie z.B. Dampfkraftwerke auf Holzhackschnitzelbasis, wie der Rhein-Hunsrück-Kreis mehrere betreibt. Solche Anlagen sind leichter nach dem Wärmebedarf zu steuern. Dies hätte zudem den Vorteil, dass wir auch unseren Hecken- und Baumschnitt nicht mehr nach Thüringen bringen müssten, sondern hier verwerten könnten. Auch unbehandeltes Holz kann so verwertet werden. Solche Anlagen würden auch die finanziellen Möglichkeiten von Stadtwerken nicht übersteigen.
Das wäre echte Wertschöpfung vor Ort.
Unter dieser Voraussetzung stimmen wir mehrheitlich zu.
Die UBR betrachtet den Master- Plan E für Zubra als Grundlage und Anregung für vernünftigen Ausbau der erneuerbaren Energien verbunden mit dem Grundsatz, dass Strom und Wärme für die Bürger bezahlbar sein müssen. D.h. Keine Maßnahmen, die Strom erzeugen, der nicht genutzt werden kann, aber bezahlt werden muss. Die UBR wird, soweit die städtischen Gremien mit solchen Maßnahmen befasst sind, diese darauf-hin gründlich prüfen, andererseits aber auch sich für solche Maßnahmen einsetzen, die echte Steigerungen an Effizienz und Einsparungen bringen sowie Wärme und Strom erzeugen, ohne die Bürger zusätzlich zu belasten.