Rede zum Kauf der Anteilen an der EAM GmbH &Co

Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren, ein Angebot, wie es uns heute vorliegt, gleicht einem Lottogewinn. Würde mir ein Anlageberater ein solches Angebot unterbreiten, würde ich es zwar prüfen, aber instinktiv ablehnen, denn so was hat immer einen Haken und meist ist der Kunde der Betrogene.  Denn niemand verschenkt etwas.

In unserem speziellen Fall haben wir es nun aber mit der Rekommunalisierung des Stromnetzes zu tun, das bis vor wenigen Jahren mit knapp 50% noch den Landkreisen und der Stadt Göttingen gehörte, dann nur noch mit rund 27% und jetzt wieder zu 100%. Die Kreise bieten nun den Städten und Gemeinden, die der neuen/alten EAM Konzessionsrechte gegeben haben, eine Beteiligung an, die sich sehen lassen kann.

Für Rotenburg käme ein Anteil von rund 10 Mio € in Frage, wobei wir 1 Mio € als Eigenkapital aufbringen und den Rest als Anteil an einem Konsortialkredit aller Eigner übernehmen müssten, der zu 80% verbürgt werden muss. Als Rendite stünde uns eine Gewinnbeteiligung von 4,15% auf die Million sowie 0,5% auf den verbürgten Betrag von 7,2 Mio € zur Verfügung (41 500 + 36 000 € = 77 500 €), um Zins und Tilgung für die aufgenommene Million zu leisten. Zins und Tilgung des Konsortialkredits werden von der EAM bezahlt und mit den Ergebnisanteilen der Kommune verrechnet. Nach 20 Jahren gehört uns der 9 Mio- Anteil vollständig. Nur für den Eigenanteil der einen Million werden – wenn überhaupt – noch geringe Zeit Zins- und Tilgungsleistungen erforderlich sein, die aber aus den  Gewinnen finanziert werden können.

Wieso ist ein solches Angebot möglich?

Die Kommunen können mit niedrigeren Gewinnen zufrieden sein als Privatunternehmen wie die EON. Deshalb können auch Zins und Tilgung des großen Kredits aus den Einnahmen finanziert werden. Die Wettbewerbsfähigkeit der EAM wird gestärkt, wenn sie die konzessionsgebenden Kommunen als Miteigentümer an sich bindet. Beim beinharten Wettbewerb im Stromgeschäft ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Nach menschlichem Ermessen handelt es sich quasi um ein risikoloses Geschäft.

Heute sollen wir nun die 45 000 € zur Verfügung stellen, die das Beraterbüro als Gegenleistung für seine Recherchen, Beratungen und Betreuung verlangt. Dies ist eine Menge Geld, das uns zunächst nicht weiter belastet, da es aus den zukünftigen Renditen beglichen werden kann. Nur wenn wir das Angebot nicht annehmen, dann würde uns der Betrag von künftigen Konzessionsleistungen abgezogen, also fehlen.

Aus diesem Grund müssen wir heute vor der Entscheidung definitiv wissen, ob das Land uns als Schutzschirmkommune die Beteiligung an der EAM auch tatsächlich genehmigt. Dies ist unser einziger Vorbehalt. Wenn nicht, dann können wir uns diese Ausgabe sparen.

Erlaubt man uns jedoch die Teilnahme, so müssen wir die Chance nutzen und das Schnäppchen beim Schopf packen. Für 45 000 € als Ergebnis in 20 Jahren ein Vermögen von 10 Mio€ aufzubauen, kann man nicht ablehnen, zumal die Fragen nach Rentierlichkeit, Effizienz des Unternehmens (100%), Altlasten wie Investitionsbedarf, Pensionsverpflichtungen usw. zufriedenstellend geklärt sind bzw. werden.

Nun könnten es wieder bestimmte Kreise wie beim Umzug des Touristbüros in der Öffentlichkeit gezielt kolportieren, ich – man meint natürlich die UBR – sei ein Wendehals, weil ich einer solchen Ausgabe zustimme, wo ich doch immer Sparen angemahnt hätte.

Dazu so viel: Ich habe nie gesagt, dass wir keinerlei Geld mehr ausgeben dürften und vernünftigen Vorschlägen, die sich rechnen und amortisieren, haben wir uns auch nie verweigert. Eine Stadt der Schulen, Kliniken und des Tourismus darf sein Touristbüro nicht in einer Seitengasse verstecken, kaum auffindbar und für Gehbehinderte wegen etlicher Stufen nicht erreichbar. Erfolgreiche Werbung bedarf auch eines ansprechenden Ambientes. Das zahlt sich in € und Cent aus! Im Übrigen könnten wir uns für die über 50 000 € jährlichen Folgekosten, die das BÜTZ verursacht, das niemand in Rotenburg wirklich braucht, 4 solcher Touristbüros leisten. Diese Relationen sollte man auch mal zur Kenntnis nehmen.